Heike Ruschmeyer
- Schwarz auf Weiß -
15. Dezember 2017 - 3. März 2018
verlängert bis 31. März 2018
Am 8. Dezember 2017 wurde die Berliner Malerein Heike Ruschmeyer in Dresden mit dem Hans-und-Lea-Grundig-Preis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Der von der Rosa-Luxemburg-Stiftung
ausgeschriebene Preis wird verliehen für gesellschaftskritische Kunst, die sich heutigen existenziellen Fragen widmet und in ihrer Radikalität politisch ist. Hier die Begründung der
Jury:
"Der Hans-und-Lea-Grundig-Preis 2017 wird an die Berliner Malerin Heike Ruschmeyer vergeben, die seit Jahrzehnten mit strikter Konsequenz das Thema Tod durch Gewalt, Missbrauch und
mörderischen Rassismus bearbeitet. Sie versteht ihre Malerei als Forschungsarbeit und Ort des politischen Handelns. Dabei nutzt sie Fotos aus der Gerichtsmedizin, aus Zeitungen und
Archiven.
Von früh an misstraute sie der Oberfläche des bürgerlichen Alltags und spürte seine Abgründe malerisch auf. «Heike Ruschmeyer ist eine Meisterin gemalter Angstzustände und Horrorszenarien des
Alltags.» (Matthias Reichelt) «Mit ihren Totenbildern nimmt sie einen Faden auf, den die Geschichtsschreibung der Fotografie von Beginn an gewirkt hat: Jede fotografische Aufnahme macht etwas
sichtbar, was nicht mehr ist, und stellt es nach rein mechanischem Maßgabe dar. Gerade in ihren Pioniertagen wurde der Fotografie deswegen immer wieder unterstellt, sie würde der Welt eigentliche
eine Totenmaske abnehmen. […| Mit malerischem Gestus haucht sie den stillgestellten Leibern dann den Atem des künstlerischen Ausdrucks ein, Pinsel und Palette werden auf diese Weise zu Werkzeugen
einer symbolischen Wiederbelebung.» (Michael Kohler)
Ruschmeyers Empathie mit den Opfern, den Marginalisierten und Vergessenen ist von höchster Malkultur getragen."
Die Galerie KK nimmt diese besondere Ehrung zum Anlass, die in den letzten Jahren entstandene Serie "Schwarz auf Weiß" von Heike Ruschmeyer zu zeigen, in der sich die Künstlerin vorwiegend mit den mörderischen Terrorakten der deutschen Nachkriegsgeschichte auseinandersetzt: von den Anschlägen der linksextremistischen RAF über das Oktoberfestattentat 1980 bis zu den Brandanschlägen mit rechtsextremistischem Hintergrund wie in Rostock-Lichtenhagen, Solingen oder Weissach im Tal. Ein jüngst entstandenes beklemmendes Bild aus der Serie ist den Opfern des Großbrands im Grenfell Tower in London-Kensington am 14. Juni 2017 gewidmet. Schonungslos legt Heike Ruschmeyer in ihren Bildern den Finger auf die Wunden unserer Gesellschaft und trifft dabei den Betrachter mitten ins Herz.
Biografie Heike Ruschmeyer
Stationen • 1956 in Uchte geboren, 1976-1979 Studium an der Hochschule für Bildende Kunst Braunschweig, 1979-1982 Studium an der Hochschule der Künste Berlin, Meisterschülerin bei Wolfgang Petrick, lebt als freischaffende Malerin in Berlin
Auszeichnungen • 1977 Rudolf-Wilke-Stipendium der Stadt Braunschweig, 1983 Bernhard-Sprengel-Preis für Bildende Kunst, 1988 Niedersächsisches Künstlerstipendium, 1993 Bernward-Preis für Malerei, 2005 Marianne Werefkin-Preis, 2017 Präsentation im Rahmen der 7. Vergabe des Gabriele-Münter-Preises, 2017 Hans-und-Lea-Grundig-Preis
Einzelausstellungen • Sprengel Museum Hannover, Heffel Gallery Vancouver, Staatliche Kunsthalle Berlin, Kulturspeicher Oldenburg, Max-Delbrück-Centrum Berlin, Georg Kolbe Museum Berlin, Museum Reinickendorf u.a.
Ausstellungsbeteiligungen • Orangerie Hannover, Kunsthaus Hamburg, Kunstverein München, Staatliche Kunsthalle Berlin, Hamburger Kunsthalle, Künstlerhaus Wien, Städtische Galerie Schloss Oberhausen, High Museum of Art Atlanta, Zeughaus Augsburg, Willy-Brandt-Haus Berlin, Zitadelle Spandau, Akademie der Künste Berlin, Frauenmuseum Bonn u.a.
Arbeiten in öffentlichen Sammlungen • Sammlung Ludwig Aachen, Artothek des Neuen Berliner Kunstvereins, Berlinische Galerie, Graphothek Berlin, Willy-Brandt-Haus Berlin, Mönchehaus Museum Goslar, Kunsthalle Hamburg, Sprengel Museum Hannover, Kunstsammlung Jutta und Manfred Heinrich Maulbronn